Teil unseres Antriebs zu dieser Kampagne ist die Feststellung, dass die Chancen für Einzelne, ein Visum in Deutschland zu bekommen sehr stark von Herkunft bzw. Staatsangehörigkeit der Person abhängen. Damit wird also nicht nur entsprechend der individuellen Voraussetzungen des*der Antragsstellenden entschieden, ob er oder sie berechtigt ist, ein Visum für Deutschland zu erlangen. Deutlich wird dies unter anderem an den jährlich veröffentlichten Zahlen zu Visaerteilungen und -ablehnungen, welche für 2013 von der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der LINKEN zur Verfügung gestellt wurden.
So zeigt sich, dass die Ablehnungsquoten für bestimmte Staaten um ein vielfaches höher ausfallen als für andere Staaten. Beispielsweise wird der Visumsantrag eines*r Nigerianer*in mit einer fünfmal höheren Wahrscheinlichkeit abgelehnt als der einer*s US-Amerikaner*in!
Fasst man alle Staaten in Kontinenten zusammen, haben Menschen aus afrikanischen Staaten die schlechtesten Chancen: so liegen die Ablehnungsquoten dort – mit wenigen Ausnahmen – meist zwischen 20% und 40% (Guinea sogar ca. 50%). Etwas geringer fallen die Zahlen bei vielen asiatischen und latein-amerikanischen Staaten aus, wobei auch hier Staaten wie Bangladesh, Honduras, Pakistan oder Sri Lanka eine Ablehnungsquote von über 20% aufweisen (Afghanistan sogar ca. 45%). Sehr angenehm sieht es wiederum für US-Amerikaner*innen und Kanadier*innen aus, die lediglich in ca. 7% der Fälle abgelehnt werden, während EU-Bürger*innen durch das Freizügigkeitsrecht sowieso einen privilegierten Status genießen und hier nur wenige Menschen überhaupt ein Visum beantragen müssen.
Diese Ungleichheit wird noch verstärkt wenn wir berücksichtigen, was die Statistiken uns nicht erzählen: Die Zahlen zeigen uns nicht, wie viele Menschen durch die hohen Anforderungen vonseiten der Botschaft gar nicht erst die Möglichkeit hatten, ein Visum zu beantragen. So kann bereits die teilweise lange und beschwerliche Reise in die Hauptstadt (nur um den Antrag abzuliefern!) ein Hindernis darstellen, da die Beantragung per Post nach wie vor nicht möglich ist. Diejenigen, die sich im Voraus über die Voraussetzungen informieren können, werden häufig zu dem Schluss kommen, dass sie die nötigen Dokumente nicht zur Verfügung haben oder ihre „Rückkehrbereitschaft“ nicht überzeugend „beweisen“ werden können. Sie werden von dieser Statistik nicht erfasst.
Die Bewegungsfreiheit eines Menschen – und damit seine Möglichkeiten zu reisen, zu arbeiten, neue Erfahrungen zu machen – darf nicht davon abhängig sein, an welchem Flecken der Erde er zufällig geboren wurde!
Pingback: Visa Wie? | Ungleichheit trotz Annahme-Rekord – die Visazahlen 2014