Der alltägliche Skandal

Menschen mit deutschem Pass dürfen in fast jedes Land der Welt reisen. Wer aber darf andersherum nach Deutschland kommen? Den meisten Menschen bleibt diese Möglichkeit verwehrt.

 

Für sie besteht eine Visumspflicht und schon den Antrag auf ein Visum für Deutschland zu stellen ist vielen Menschen wegen diverser Anforderungen der jeweiligen Botschaft nicht möglich. Sind doch alle Kriterien erfüllt – zum Beispiel nachgewiesene finanzielle Rücklagen, Einladungsschreiben etc. – muss immer noch die sogenannte „Rückkehrbereitschaft“ bewiesen werden. Die „Rückkehrbereitschaft“ eines Menschen kann nicht an objektiven Kriterien festgemacht werden. Dadurch fällt die Einschätzung in den Ermessensspielraum der Botschaft. Eine fehlende „Rückkehrbereitschaft“ kann dem*der Antragsteller*in somit willkürlich unterstellt werden.
Visaanträge von Menschen aus Ländern des Globalen Südens werden überdurchschnittlich häufig und meist mit der Begründung angeblich fehlender „Rückkehrbereitschaft“ abgelehnt. Die Visavergabe wird so als Mittel zur rassistischen und machtmotivierten Ausgrenzung von Menschen, die aus beruflichen oder privaten Gründen die Grenze nach Deutschland überschreiten möchten, benutzt. Sie manifestiert die Macht und Privilegien des Globalen Nordens.

Wir gehören als Kampagnengruppe zu den wenigen privilegierten Menschen, die sich weltweit fast uneingeschränkt bewegen können. Wir profitieren von globalen Machtverhältnissen, die von Weißen konstruiert wurden. Durch diese Machtverhältnisse wird die Mehrheit der Menschen dieser Welt unterdrückt. Dazu gehört auch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit.