Eine Analyse von Claudia Finotelli und Giuseppe Sciortino
In einer ausführlichen Studie „Through the Gates of the Fortress: European Visa Policies and the Limits of immigration Control” analysieren Claudia Finotelli und Giuseppe Sciortino die europäische Visapolitik in Bezug auf irreguläre Immigration. Die Analyse zeigt, dass die Einführung von Bedingungen bei der Visavergabe zwar zu weniger Ausstellungen von Visa 1führt aber nicht zu weniger grenzüberschreitender Mobilität. Der einzige Grund warum weniger Menschen nach Europa kommen, steht in Verbindung mit der globalen Wirtschaftskrise. Wenn also Europa langfristig weniger Bewegungsfreiheit und irreguläre Immigration für Menschen des Globalen Südens will, wäre eine kontinuierlich alle 2 Jahre wiederkehrende Wirtschaftskrise vielleicht ganz hilfreich.
Außerdem stellen die beiden fest, dass die sogenannte „Festung Europa“ eine sehr asymmetrische Festung ist. Sie ist relativ offen für Menschen aus Osteuropa, Schwellenländer und Ölstaaten und gleichzeitig sehr restriktiv gegenüber Menschen aus Afrika und armen asiatischen Ländern. Der abschließende Satz in dem wissenschaftlichen Artikel bringt es auf den Punkt: „If Europe is a fortress, it is a fortress with many open and welcoming gates in certain directions, and few and heavily guarded ones in others.”
Die Bewegungsfreiheit eines Menschen ist eines der wichtigsten Güter in unserer Gesellschaft. Durch paternalistische Strukturen in der Visavergabepolitik, wie in dem Artikel von Fintelli und Sciortion dargelegt, greifen wir die Würde des Menschen an. Die Bewegungsfreiheit eines Menschen – und damit seine Möglichkeiten zu reisen, zu arbeiten, neue Erfahrungen zu machen – darf nicht davon abhängig sein, an welchem Flecken der Erde er zufällig geboren wurde!